Samstag, 7. Mai 2016

Endspurt

28. - 30.04.2016

Endspurt


Am Morgen haben wir alle ein leckeres, japanisches Frühstück gemeinsam mit unseren Gastfamilien genossen. Pünktlich um 9 Uhr trafen wir die anderen Teilnehmer, zusammen mit ihren Austauschschülern, an ihrer Highschool, von wo aus wir im strömenden Regen in Busse stiegen, die uns zu einem zentral gelegenen Bootsanleger am Sumida (Fluss durch Tokio) brachten. Von dort aus unternahmen wir eine aufregende Bootstour, welche uns neue und vielfältige Eindrücke von der Stadt vermittelte. Besonders beeindruckend waren die vielen Brücken, unter denen wir hindurch fuhren, sowie die riesigen Hochhäuser und Türme, die vom Ufer in den Himmel ragten.




Nach Beendigung der Bootstour kehrten wir zum Mittagessen in unser Hotel zurück. Zum Hotel gehörte u.a. eines der weltweit renommiertesten Sushirestaurants. Wir hatten die große Ehre, dort Essen zu dürfen. In dem Restaurant wurde vor unseren Augen das Mittagessen aus exklusiven Zutaten zubereitet. Einige von uns durften sogar selbst einmal ausprobieren, den kostbaren Fisch, mit Reis zu Sushihappen zu formen. Für die Vegetarier gab es selbstverständlich vegetarische Alternativen.

Svea: „Besonders lecker fand ich das Häppchen, mit Avocado und erstaunlichen, mir völlig unbekannten Gewürzen und Kräutern. Besonders beeindruckend fand ich es den Köchen bei ihrer Arbeit zuzusehen, wie geschickt und routiniert sie ihre Schnitte setzten.“


Gut gesättigt, machten wir uns dann zu verschiedenen Sightseeingtouren und Sehenswürdigkeiten in Tokyo auf. Die meisten von uns entschieden sich "Asakusa", eine beeindruckende, buddhistische Tempelanlage aus dem 7. Jhd. zu besuchen. Daneben gab es auch noch die Möglichkeit, in die Mangametropole "Akihabara" oder den Shoppingzentrum "Harajuka" zu fahren.

Gerold: „Da ich kein großer Manga- oder Shoppingfan bin fiel mir die Entscheidung zwischen den drei Touristen-Hotspots relativ leicht. Asakusa, so hies die für touristische Zwecke ausgebaute Tempelanlage, war mehr gespickt mit Souvenirläden als mit der eigentlichen Tempelanlage. Deshalb entschied ich mich mit meinem Gastbruder kurzerhand in die nächste Metro zu setzten und den Tokyo Skytree zu besichtigen. Alleine der Anblick des 634 Meter hohen Turms (und damit des zweithöchsten Gebäude der Welt) war phänomenal. Aufgrund des Wetters konnten wir letzendlich leider nicht mehr den Ausblick von oben genießen. Leider war die Freizeit auch dieses Mal sehr knapp angesetzt, sodass wir schon nach 30 Minuten umkehren und wieder ins Hotel fahren mussten."

Die Höhe lässt sich nur erahnen...

Bei nicht allzu guten Wetter konnten wir die Tempelanlage "Asakusa" besichtigen


Zurück im Hotel begann unsere offizielle Abschiedsfeier. Nachdem viele Fotos von uns gemacht wurden, kamen sehr viele Leute auf uns zu, um sich von zu verabschieden, darunter auch unsere Gastgeschwister und Gasteltern, sowie die Organisatoren aus der Stadt Kuwana. Dazu gab es ein umfangreiches Buffet, mit den jeweiligen landestypischen Spezialitäten, aus den Ländern der G7. Für Deutschland wurden Kartoffeln und Kasslerbraten ins Rennen gebracht.
Nach dem offiziellen Teil feierten wir mit den anderen Teilnehmern im Hotel noch lange weiter.

Nach den offiziellen Bildern mit Vertretern der Wirtschaft und Politik...

...konnte man auch wieder lachen und seinen Emotionen freien Lauf lassen.

Dankbar für den tollen und erlebnisreichen Tag, gingen wir wieder einmal spät zu Bett.

Aufgrund der zeitlich sehr unterschiedlichen Flugverbindungen ab Tokio ging es am letzten Tag für einige Delegationen in das DisneySea Tokio. Das deutsche und französische Team verließ zusammen als letztes den Vergnügungspark, sodass wir am nächsten Tag um Punkt 0:50 Uhr vom Boden abheben konnten und uns zurück in die Heimat fliegen lassen konnten.


Dekoration statt Delegation


Rückblickend lässt sich sagen, dass uns die Teilnahme am Gipfel viele exklusive Erfahrungen und Einblicke im Bereich Politik genauso wie in die japanische Kultur, ermöglicht hat.
Bei der abschließenden Bewertung des Gipfels ist es jedoch erforderlich die politischen Geschehnisse von den kulturellen und menschlichen Erfahrungen zu trennen.

Als Gastgeberland hat Japan ein perfekt organisiertes Event geboten mit vielen unterschiedlichen Erlebnissen und Aktivitäten, die dazu beigetragen haben, das Interesse für dieses vielfältige Land zu wecken und zu verstärken. Wir durften u.a. die tollsten Köstlichkeiten der japanischen Küche probieren, konnten alte Tempel und Dörfer besichtigen und uns wurden eindrückliche, aufwändige Aufführungen geboten. Besonders gelungen fanden wir auch die Idee der Gastgeber, uns den  Aufenthalt in einer japanischen Gastfamilie zu ermöglichen. Dies hat dazu beigetragen, das Land und die Kultur noch intensiver zu erleben, internationale Freundschaften zu knüpfen und Japan aus einer ganz anderen Perspektive wahrzunehmen. Wir sind alle sehr herzlich von den Familien aufgenommen worden und wurden mit Geschenken überhäuft. Unser Interesse für Japan ist nachhaltig geweckt worden und wir können Euch nur dazu anregen, Euch mit diesem spannenden Land zu beschäftigen.

Unsere Arbeit in den Expertengruppen an dem Outcomedocument fiel hingegen vergleichsweise kurz und oberflächlich aus. Zudem wurde das Dokument noch von zwei Betreuern („facilitators“) und Regierungsmitarbeitern überarbeitet, ohne dass die vorgenommenen Änderungen mit uns abgesprochen wurden. Dieses Vorgehen halten wir für absolut inakzeptabel und werten es als Geringschätzung unserer Arbeit.  Das so rundgeschliffene, überarbeitete Dokument stellten wir verschiedenen japanischen Regierungsmitgliedern vor und überreichten es symbolisch Shinzo Abe, dem japanischen Premierminister, nach Abhaltung einer einminütigen Rede pro Delegation. Ein Gespräch darüber fand enttäuschenderweise nicht statt.
Spätestens jetzt wurde jedem klar, dass perfekte Organisation mit wenig individuellen Freiräumen gleichzeitig maximale Kontrolle bedeutet. Die Delegationen wurden zur Dekoration.

Aus unseren Augen bleibt es fraglich, wie ernst die Jugend in Japan tatsächlich genommen wird und welche Bedeutung ihr zukommt. Einen fundierten Austausch bzw. Dialog über die bearbeiteten Themen mit dem Premier oder anderen politischen Entscheidungsträgern gab es nicht, anders als bei dem letzten G7-Jugendgipfel in Deutschland, auf dem sich Teilnehmer mit der Bundeskanzlerin und anderen Personen des öffentlichen Lebens, wie Alexander Gerst, austauschen konnten.
Die Erkenntnis, dass das Selbstverständnis von Jugendbeteiligung in der Politik noch kein einheitlich durchgesetztes Gut der G7-Staaten ist, verdeutlichte uns noch einmal, wie wichtig es ist, sich für weitere Einflussmöglichkeiten der Jugend stark zu machen, Jugendbeteiligung klar zu definieren und ihre Forderungen ernst zu nehmen, denn schließlich repräsentiert die Jugend ein Viertel der Weltbevölkerung. Es wird daran auch deutlich, wie wichtig der direkte Austausch mit anderen Jugendlichen ist. Auf diese Weise können gute, nachhaltige und zukunftsweisende Ideen  und Anregungen weitergegeben werden und für Veränderung und Entwicklung sorgen, denn indem was wir mit den anderen Delegationsteilnehmern und auch unseren Gastgeschwistern besprachen waren wir tatsächlich völlig frei!
Auch haben wir unsere Kritik schon weiter gegeben, u.a. an die deutsche Botschaft in Japan. Jasmin wird auch in Zukunft die mangelnde Einflussnahme der Jugenddelegationen auch bei den Vereinten Nationen offen äußern, schließlich ist eine nachhaltige Entwicklung in vielen Bereichen gerade für die jüngeren Generationen entscheidend.
Abschließend hoffen wir, Euch als Leser auf die Wichtigkeit von globaler Politik aufmerksam gemacht, und Euer Interesse daran geweckt zu haben. Zudem möchten wir nochmals verdeutlichen, dass es notwendig und lohnend ist, dass sich junge Menschen politisch engagieren, für gemeinschaftliche Interessen kämpfen und versuchen sich Gehör in der Politik und Gesellschaft zu verschaffen.


P.S. das eigentliche Schlussdokument könnt ihr hier lesen:
https://www.unicef.it/Allegati/Kuwana%20Junior%20Communique_final.pdf

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